Über Maisoap. Wie eine Chemikerin in Friedrichshain Seife macht.
Gudrun Schmidt ist Chemikerin. Die Verbindung von Fett mit Natronlauge hat sie perfektioniert. In einem Keller stellt sie Seifen mit ausgefeilten Düften und Farben her.
Zeitgemäß nachhaltig? Das funktioniert. Gudrun Schmidt, stellt im Herzen von Friedrichshain seit über 1o Jahren hochwertige und pflegende Naturseifen sowie natürliche Kosmetik in liebevoller Handarbeit her. Die studierte Chemikerin verbindet ihre wissenschaftlichen Kenntnisse und ihre langjährige Erfahrung mit ihrer Leidenschaft für natürliche Inhaltsstoffe und perfektionierte so die Herstellung ihrer charakteristischen Naturseifen und Pflegeprodukte.
Der Prozess der Herstellung ist ebenso simpel wie raffiniert: Im schonenden Kaltverfahren werden hochwertige Öle und Fette, naturreine ätherische Öle und ausgesuchte Parfümöle nach eigenen, innovativen Rezepturen sorgfätig verschmolzen, um möglichst keine Wirkstoffe zu verlieren. Das Ergebnis: Reichhaltige Pflege, die überzeugt – und zwar nachhaltig.
Aufgrund ihrer Zusammensetzung eignen sie sich hervorragend zur Ganzkörperpflege.
Fotos ©-Mica-Nießen
Man bemerkt es schon, bevor man den kleinen weißen Laden ohne Namen hinter den Prunk-Fassaden der Karl-Marx-Allee entdeckt hat. Man kommt nicht gleich drauf, warum einem dieses friedliche Schlummern der Altbauten abseits des quirligen Friedrichshains so außergewöhnlich vorkommt – denn man ist ja immer erst mal auf das Augenscheinliche aus, auf das, was man sehen kann.
Doch dann wird klar: Das Ungewohnte ist nicht zu sehen, es liegt vielmehr in der Luft. Ein zitrus-würziger, kräutrig-frischer und gleichzeitig süßer Duft nach Wald, Wiese, ja sogar ein Hauch von Mittelmeer – mitten in Berlin?
Wenn man diesem neuen Wegweiser folgt, dann führt er einen zu eben jenem weißen Laden. Im Innern sitzt Gudrun Schmidt und verpackt kleine schwarz-blau marmorierte Klötzchen in Packpapier. Es ist die BÄRLIN, die gerade fertig geworden ist. „Die BÄRLIN ist eine ziemlich wilde Mischung“, gibt Gudrun Schmidt von Maisoap zu: „Benzoe absolue, Zitrone, Litsea Cubeba, Krauseminze und Kohle und Ultramarinblau.“ Aber, sagt sie, die BÄRLIN hat sich von Anfang an durchgesetzt!
Angefangen hat Gudrun Schmidt mit dem Seifenmachen vor mehr als zehn Jahren. „Erst musste ich probieren“, sagt sie, „viel probieren“. Und eigentlich ging es am Anfang vor allem darum, für ihre Tochter eine geeignete Seife herzustellen, die nämlich als kleines Kind starke Neurodermitis hatte, erzählt die 42-jährige Chemikerin. In der Küche auf dem Herd fing sie also damit an, verschiedene Fette auszuprobieren, die Mischungen zu verändern – bis sie das perfekte Verhältnis herausgefunden hatte, so dass die Seife reinigt – aber dabei die Haut nicht austrocknet.
Dadurch habe sie dann überhaupt erst gemerkt, wie viele Zusatzstoffe in den Duschgels und handelsüblichen Seifen enthalten sind. Seit ihrer ersten eigenen Seife benutzt Gudrun Schmidt kein Duschgel mehr. Und ihre Tochter hat auch keine Neurodermitis mehr.
Aber Konsistenz und Schaumverhalten sei eben nur das eine, was eine Seife ausmache. Das andere, der Duft, daran musste sich Gudrun Schmidt erst einmal selbst herantasten. „Das Ergebnis kann man hierbei nicht voraussagen“. Das habe sie als Wissenschaftlerin anfangs erst mal skeptisch gemacht. Aber inzwischen macht es ihr viel Spaß, mit den unbekannten Komponenten zu experimentieren. „Zuerst ist da eine wage Idee, die reift erst einmal in meinem Kopf heran, manchmal über Monate hinweg – doch dann, setze ich mich irgendwann hin, schreibe ein Rezept und lege los.“ Sie strahlt. „Natürlich kommt dann am Ende fast immer was ganz anderes dabei heraus.“
Man muss die Idee vom Anfang schließlich immer noch weiter ausbauen und abändern – so lange, bis es eben stimmt.
Gudrun Schmidt lächelt verschwörerisch und führt in die Küche im hinteren Raum. In den riesigen Töpfen wird Fett mit der basischen Natronlauge erwärmt.
Dann kommen die ätherischen Öle hinein und die flüssige Masse wird in eine selbstgezimmerte Kiste gefüllt. Im Keller stehen die Kisten nebeneinander und aufeinander – und ruhen.
Jetzt entsteht in ihnen Seife. Die Masse erwärmt sich noch mal von alleine, erklärt die Chemikerin, und kühlt wieder ab. „Tja – und wenn man erst mal damit anfängt …“, sagt Gudrun Schmidt ein bisschen verlegen und macht eine ausladende Handbewegung entlang der Regale im Keller. Denn hier ist die Quelle der Düfte, denen man schon auf der Straße gefolgt ist Es stapeln sich unzählige Kisten – und aus ihnen steigen Lavendel, Avocado-Minze, Rose, Vanille, Patchouli, Ringelblume, Ingwer-Litsea, grüner Tee und Grapefruit, Kaffee und Olive empor und verwandeln sich in der Mitte ungefähr dort, wo der Treppenaufgang liegt, zu einer einzigen großen Sinnes-Explosion.
Sie will weiter selber Seife machen.
Man ist noch eine Weile lang ziemlich high von diesem Rausch, selbst wenn man wieder oben im Laden steht. Gudrun Schmidt erzählt gerade, wie sie erst neulich auf die Idee für eine Seife gekommen ist. Es war ein Freund, der ihr ganz nebenbei ein Geheimnis verriet: Er tupfe sich immer hinter das eine Ohr Vanille und hinter das andere Ohr Patchouli – das habe Gudrun Schmidt hellhörig werden lassen und die Kombination wurde sofort ausprobiert.
Aber inzwischen haben sie und ihr Partner Branko Petrovic ganz andere Sorgen – neben den Maisoap-Ständen auf den Märkten möchten immer mehr Läden ihre Seifen verkaufen, so dass sie sich überlegen müssen, wie groß sie eigentlich werden wollen. Im Grunde will sie das nicht aufgeben, nämlich das Selbermachen, sagt Gudrun Schmidt: vom Rühren im Kochtopf bis zum Verkauf auf dem Markt. Aber die Seifen mit den tollen Mustern und den harten Kanten scheinen immer mehr Menschen davon zu überzeugen, dass sie im Grunde gar kein Duschgel mit schäumender Sport-Aktiv-Entspannungs-Wellness-Garantie mehr brauchen…